Matthias Reim Tattoo

Matthias Reim hat ein neues Album am Start. Das ist immer eine gute Nachricht. Für seine Fans und für Radioleute, bei denen der Name REIM seit jeher synonym für Hits steht. Aber natürlich auch für alle Popmusik-Affinen, die längst verstanden haben, dass Rock und moderner Schlager lediglich unterschiedliche Seiten derselben goldglänzenden Münze sind. Für Matthias „Matze“ Reim ist die Nachricht aber noch ein wenig bedeutender, schließt sich mit „MR20“ doch ein Kreis. Er ist wieder so hungrig auf Musik wie vor bald 30 Jahren, als sein Debütalbum mit dem Megahit „Verdammt, ich lieb dich“ palettenweise gekauft wurde. Seither ist er, der Streitbare, das Boulevard-Futter wider Willen, der Kumpel-Typ, auf der Suche nach dem heiligen Gral in seiner Musik. „Während dieser Suche bin ich auf meinen letzten 19 Alben durchaus auch mal, ohne es zu bemerken, vom Weg abgekommen“, erinnert er sich. „Und doch fand ich immer wieder zurück. Die Suche danach gibt mir den Elan, die Magie der Musik, die tief in mir verankert ist, in Songformen zu bringen und mit meinen Liedern Geschichten zu erzählen, die bewegen.“ Musik war für ihn nie nur ein Job, niemals Routine. Dafür ist sie ihm viel zu wichtig. „MR20“ bestätigt nicht nur Reim selbst, sondern jedem, der auf deutschsprachige Musik steht, dass immer noch das vielfach mit Gold und Platin prämierte Feuer in ihm brennt. Und aus diesem Grund verschwendete der 61-Jährige auch keine Sekunde, als es darum ging, das 20. Album seiner Karriere in Angriff zu nehmen. Nach dem Top-3-Chart-Erfolg seines letzten Albums „Meteor“ und der anschließenden Live-Saison 2018 dachte er gar nicht daran, eine Verschnaufpause einzulegen, sondern bastelte mit purer Leidenschaft in seinem hauseigenen Studio an jenen Dutzend Songs, die nun unter dem Titel „MR20“ erscheinen.

Bereits Mitte August war mit „Eiskalt“ die erste Vorabsingle aus „MR20“ erschienen – nun liegt mit „Tattoo“ ein weiterer Song des Albums als brandneue Single-Auskopplung vor. Musikalisch schlägt der Song die Brücke zwischen Pop-Schlager und Storytelling und erzählt von den schmerzhaften Erinnerungen nach dem Ende einer Beziehung, die sich mitunter in banalen, aber unauslöschlichen Dingen manifestieren wie einem gemeinsamen Tattoo. „Bin ich nur noch ein Tattoo auf deiner Haut?“ ist die quälende Frage, die den Verlassenen nun umtreibt, der sich zum Zeitpunkt des Tätowierens doch so sicher war: „Jeder Stich war ein ‚Ich liebe nur dich…‘“.

Matthias Reims größte Lebensliebe ist aber nach wie vor die Musik. Sie hat ihn mindestens so geformt, wie er moderne deutschsprachige Musik mitgeformt hat. In gewisser Weise ist „MR20“, sein 20tes Album, ein Befreiungsschlag. Mit einem Panoramablick, der nicht mal den Horizont als Grenze des Möglichen akzeptiert, bündelt er darin, was ihn 2019 ausmacht: fesselnde Stimme, unnachahmliches Songwriting, die Freiheit, auf den Punkt zu bringen, was er sagen will, packend erzählte Geschichten. Wahrhaftig und Ungeschminkt.